Patenschiff

DATEN DER "FREIBURG"

Die "Freiburg" lief 1966 in Hamburg vom Stapel. Zwei Jahre später war sie so ausgerüstet, dass sie als Versorgungsschiff der Marine in Dienst genommen werden konnte. Die "Freiburg" ist 118 Meter lang und 13 Meter breit, sie nimmt 3.800 Bruttoregistertonnen ein und kann 17 Knoten (rund 32 Kilometer pro Stunde) schnell sein. Besatzung: etwa hundert Mann. Seit 1968 haben einige tausend Berufs- und Zeitsoldaten oder Wehrpflichtige auf der "Freiburg" gedient. Das Schiff hat nun fast 474.000 Seemeilen zurückgelegt, knapp 900.000 Kilometer also, und es hat damit - wie Korvettenkapitän Martin Waldmann vermerkt - "dreimal die Entfernung zwischen Erde und Mond bewältigt". Manövriert wurde die "Freiburg" in vielen Gewässern zwischen der Karibik und dem persischen Golf. Ihr erster Einsatz in einem potenziellen Kampfgebiet: 2002 am Horn von Afrika.

Die "Freiburg" ist von der Marine ausgebootet

Das Patenschiff der Stadt hat seine letzte "Familienfahrt" hinter sich - Stadträte und Marine-Kameradschaft reisten zur Verabschiedung nach Wilhelmshaven

Dumpf dröhnt das Schiffshorn über den Jadebusen. Die "Freiburg" verabschiedet sich. Zum letzten Mal schippert sie als Trossschiff aus dem Marinestützpunkt Wilhelmshaven hinaus auf die See. Den eisgrauen Bug ziert das Freiburger Stadtwappen, und droben über der Kommandobrücke wartet eine badische Fahne müde auf eine leichte Brise. Vorbei. Zunächst jedenfalls wird Freiburgs Name nicht mehr über die Weltmeere getragen.

Die "Freiburg" ist ein Trossschiff der Bundesmarine. Ein "Kahn" also, der nicht zum Angriff gerüstet ist, sondern nur zum Versorgen kampffähiger Fregatten. Ein schwimmendes Kaufhaus so zu sagen. Ein 500 Tonnen fassendes Warenlager für die Zerstörer-Flottille. Ein Schiff, das 600 Tonnen Sprit fürs Geschwader bereit halten kann, Munition, Ersatzteile, Frischwasser und Proviant. Mit dem Ersten Bürgermeister Gerhard Graf war eine große Freiburger Gemeinderatsdelegation im Mai 1968 nach Hamburg gereist, um die Taufe des Schiffes mit zu erleben. Und diese Namenspatenschaft wurde in den 70er-Jahren als Verpflichtung begriffen. Nicht nur von der Marine-Kameradschaft Freiburg, einem seit 1911 bestehenden Verein. Vielmehr suchten auch Kommunalpolitiker die Kontakte zur jeweiligen Besatzung der "Freiburg" zu festigen. Und als 1985 ein linkes "Friedensplenum" dazu aufrief, die Patenschaft auflösen und "die jährlichen Geschenke zur Hebung der Truppenmoral schnellstens einzustellen", ließ sich der OB nicht beirren: Er bekenne sich zur Bundeswehr und zu deren Verteidigungsauftrag, stellte Rolf Böhme klar. Indes wurde die Patenschaft auch von der Marine ernst genommen. Jahr für Jahr kamen Delegationen nach Freiburg, um Geld aus der Mannschaftskasse der Waisenhaus-Stiftung zu überbringen. Und immer wieder luden die Kapitäne gefährdete Jugendliche dazu ein, einige Tage an Bord des in Wilhelmshaven verankerten Schiffes mit zu arbeiten und sich im Teamwork zu üben. "Erlebnispädagogik" pur.

Inzwischen hat die "Freiburg" fast 500.000 Seemeilen hinter sich. Und einen gefährlichen Auftrag: Von Januar bis Juni 2002 lag sie in Gluthitze vor dem Horn von Afrika, da es galt, den ersten Kampfeinsatz der Bundesmarine zu begleiten. Zur Versorgung jener Fregatten, die im Golf von Aden die Wege von Terroristen und Waffenschmugglern blockieren sollten. Und Anfang des Jahres 2003 stach die "Freiburg" noch einmal in See, um als Flaggschiff eines Verbandes von Nato-Minensuchbooten die Seewege im östlichen Mittelmeer und im Schwarzen Meer sichern zu helfen.

Feierabend: Die "Freiburg" wird ausgemustert. Denn, so erklärt ihr letzter Kommandant, Korvettenkapitän Martin Waldmann, "die Technik hat ein Schiff vom Baujahr 1966 ja längst überholt". Gegenüber dem neuen, gigantischen Trossschiff "Berlin" wirkt die "Freiburg" tatsächlich wie ein Saurier. Ob sie nun an einen südamerikanischen Staat verkauft werden kann oder ob sie teuer verschrottet werden muss, ist noch unklar.

"35 Jahre lang hatte die 'Freiburg' in der ganzen Flotte einen hervorragenden Ruf", erklärt Kapitän Waldmann stolz. Als das Trossschiff nun am Freitag den Anker lichtete und zu einer letzten "Familienfahrt" in die Nordsee startete, würdigte Stadtrat Hansjörg Sandler als offizieller Vertreter Freiburgs die 35 Jahre währende Verbundenheit zwischen den Schiffsbesatzungen und der Stadt. Stiftungsdirektor Lothar Böhler dankte für das Engagement zugunsten der Jugendhilfe. Und mit der Marine-Kameradschaft nahm auch Stadtrat Hermann Aichele Abschied von der "Freiburg".