Vor 80 Jahren
Marine versorgt Verwundete in Freiburg
Vor 80 Jahren, am 27. November 1944, erfolgte der Luftangriff von 351 Bombern der Royal Air Force auf die Altstadt von Freiburg. Die Bevölkerung, da zu spät gewarnt, konnte sich kaum in Sicherheit bringen. Nach dem 20-minütigen Bombardement waren fast 3000 Todesopfer zu beklagen und viele weitere Tausend Verwundete waren zu versorgen. Dabei leisteten Soldaten der Marine einen nicht unerheblichen Beitrag. Bei der Lektüre von Augenzeugenberichten findet man entsprechende Hinweise auf die Anwesenheit von Marinesoldaten, wie z.B. „…als man das Übergreifen des Brandes auf die Kirche befürchten musste, suchte der Direktor [des Konvikts] noch einmal Hilfe bei der Marine…“ Was machten Marinesoldaten in Freiburg, tief im Süden, weitab der Meere? Freiburg war seit Sommer 1941 Standort der 2. Abteilung der Marineärztlichen Akademie, welche 2 Kompanien umfasste. Die Marineärztliche Akademie war schon bald nach ihrer Aufstellung in Kiel (1940) nach Tübingen verlegt worden, und hatte zwei ausgelagerte Abteilungen in Freiburg (2. Abt.) und Wien (3. Abt), die beide für die Ausbildung der Reserveoffizieranwärter des Sanitätsdienstes zuständig waren. Die angehenden Marineärzte waren im katholischen Konvikt der Bischofsstadt einquartiert und absolvierten ihr Medizinstudium an der Albert-Ludwig-Universität. Nach dem verheerenden Luftangriff auf die Stadt richteten die Marinesoldaten u.a. einen improvisierten Verbandsplatz im Schloßberg-Bunker ein. Das rettete wohl einigen Freiburgern das Leben. Mit der Zerstörung der Stadt endete auch die kurze Existenz der Marineärztlichen Akademie in Freiburg – ein kaum bekanntes Stück Freiburger Marinegeschichte. Institute, Hörsaalgebäude und das katholische Konvikt waren zerstört, ein Ausbildungsbetrieb nicht mehr möglich. Die 2. Abteilung wurde aufgelöst, ihre geplante Neuaufstellung in Schleswig kam kriegsbedingt nicht mehr zu Stande. Einer hielt der Stadt die Treue: Marineoberstabsarzt Dr. Aribert Paravicini, zunächst Kompaniechef und später Kommandeur der 2. Abteilung war nach dem Krieg noch viele Jahre als niedergelassener Arzt in Freiburg tätig.
Text: Dr. Claus Dohring, Bild: priesterseminar-freiburg.de